Chiara Giorgi

Chiara Giorgi

Übersetzung: Isa Mannino

Ein anderer Denkanstoß, mit dem uns der Film konfrontiert, ist : warum wird die schmutzige Arbeit (so wie es die Mutter des Mädchen im Krankenhaus meint) immer den Müttern überlassen? Warum entfliehen die Väter in der Regel, wenn es sich um die Probleme der Kinder handelt? Ist es immer so oder kann auch das Gegenteil passieren?

Vor ein paar Tagen habe ich mir mit einer Freundin diese Fragen gestellt und sie machte mich darauf aufmerksam, dass der Mann, vom Beginn unserer Spezies, kämpfen musste, er musste viril und gesund aussehen; daher sollen auch seine Kinder diese Virilität reflektieren und deshalb gesund sein. Vor einem Misserfolg, vor der Zeugung eines kranken Kindes, das Pflege braucht, flüchtet der Mann. Vor seiner Unfähigkeit, vor dem lebende Beweis nicht in der Lage zu sein, gesunde Kinder zu zeugen, die seine Tugenden widerspiegeln oder das Überleben seiner genetischen Erbe gewährleisten können, läuft er weg.

Der Vater des Films verlässt das Kind vielleicht auch wegen dieses uralten Vorurteils, das noch in ihm lebt, zusammen mit der Tatsache, dass er das Kind – durch seiner Geburt – für den Tod seiner Freundin irgendwie verantwortlich macht.

Aber entspricht die Ablehnung des Vaters nicht auch einer Ablehnung der Diversität, des Unangepasste von Seiten der Gesellschaft im Allgemeinen? Im Grunde genommen, gerade weil Wettbewerbsfähigkeit in unserer Gesellschaft viel wichtiger als Solidarität, Empathie, Mitgefühl ist, verlangen wir, dass unsere Kinder perfekt sind. Sie sollten gute Noten bekommen, sich an die Regeln halten, die Gesellschaft muss sie als „normal/angepasst“ erkennen. In einer solcher Gesellschaft sind Anomalien nicht vorgesehen , und wenn es welche gibt, müssen sie ferngehalten werden und beiseite behandelt, weil man sich dafür schämt.

Genau wie es dem Vater im Film passiert, der sich weigert Vater zu werden, weigert sich unsere Gesellschaft Mutter zu sein oder versteht seine Aufgabe nur als Wohlfahrtspflege. Gibt es ein Problem? Wir können dich zum Psychologen, Therapeuten schicken, so kannst du versuchen es zu lösen und die Werte unserer Gesellschaft können erhalten bleiben. Der Wettbewerb geht weiter. Er muss weitergehen . Anderseits, um das Gegenteil zu ermöglichen, ist es eine geistig-kulturelle Revolution notwendig, wie die in Italien in den 70er Jahren, die zu einer Inklusion in der Schule führte und zu der Schließung von Irrenanstalten. Nur dann wird die Gesellschaft eine echte Mutter: nämlich dann wenn sie ihren Sohn akzeptieren kann.

In dem Film der Vater wird zum Vater, als er beschliesst, seinen Sohn aus der Therapie zu nehmen, als er akzeptiert, die Reise zu unternehmen.

Und diese Reise ist die Akzeptanz, die Zugehörigkeit, die Inklusion!

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