Die Einrichtung zu öffnen bedeutet nicht, eine Tür zu öffnen, sondern unseren Kopf gegenüber „diesem“ Kranken…Franco Basaglia

Der Verein Artemisia e.V. organisiert in Zusammenarbeit mit Salutare e.V. die Veranstaltung:

Franco Basaglia zwischen Vergangenheit und Zukunft

Wann: Dienstag 18. November 2025
Uhrzeit: von 18:30 bis 21:00 Uhr
Ort: Italienisches Kulturinstitut
Adresse: Hildebrandstraße 2, 10785 Berlin

Runder Tisch

  • Der Runde Tisch bietet eine Diskussionsmöglichkeit über psychische Gesundheit und Psychiatrie. Ausgehend vom Werk des italienischen Psychiaters Franco Basaglia stehen die engen Beziehungen zwischen den Protagonisten der Psychiatrie-Reform des letzten Jahrhunderts im Mittelpunkt der Diskussion. Unterschiedliche Ansätze und inhaltliche Kontroversen werden in der Diskussion zur Sprache kommen. Während die Psychiatriereform in Italien von einem radikalen institutionellen Wandel geprägt war, setzte sich in Deutschland ein krankenhauszentrierter Ansatz durch. Heute sind beide Länder mit neuen sozialen und gesundheitlichen Herausforderungen konfrontiert. Die Referenten diskutieren über die Aktualität und Relevanz von Basaglias Denken und Praxis in der heutigen Zeit.
    • Programm
  • Begrüßung und Grußworte
    • Alessandro Turci, Direktor des Italienischen Kulturinstituts
    • Amelia Massetti, Stellvertretende Vorsitzende der Comites Berlin und Vorsitzende von Artemisia e.V.
  • Impulsvortrag
    • Alberta Basaglia
  • Basaglias Praxis und die italienische Reformbewegung
    • Mario Colucci, Pierangelo di Vittorio
  • Basaglias Rezeption und die Psychiatrie Enqueté in Deutschland
    • Thomas Becker
  • Runder Tisch: Franco Basaglia setzte sich für eine radikale Reform der psychiatrischen Versorgung in Italien ein. Sein Werk fand internationale Resonanz. Wurden die Ideen Basaglias in das Psychiatriereformgesetz übernommen? Was ist in Europa von der damaligen Diskussion heute noch vorhanden? Inwieweit hat die Psychiatriereform in Deutschland die in den 1970er Jahren gesetzten Ziele erreicht?

Die Referent:innen diskutieren mit Kirsten Düsberg, Jörg Utschakowski, Gudrun Weissenborn und mit dem Publikum

  • Moderation: Luciana Degano Kieser

Alberta Basaglia: Als Psychologin beschäftigt sie sich mit der Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt und jeglicher Form von Diskriminierung. In Venedig gründete sie das „Centro Donna/Centro Antiviolenza“ und förderte Projekte in den Bereichen Jugendpolitik und Friedensarbeit. Sie ist Präsidentin des Basaglia-Archivs. Gemeinsam mit Giulietta Raccanelli veröffentlichte sie die Bücher „Le nuvole di Picasso” (Feltrinelli, 2014, Neuauflage 2024) und „I rintocchi della Marangona ” (Baldini+Castoldi, 2018).

Mario Colucci ist Facharzt für Psychiatrie, arbeitete in Triest und ist zurzeit Leiter der Station für psychiatrische Diagnostik und Behandlung in Udine. Er ist Psychoanalytiker, Mitglied des „Forums Lacaniano“ und des Redaktionsausschusses der Zeitschrift „aut aut“. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität von Triest, am „Istituto per la Clinica dei Legami Sociali“ in Venedig und Gründungsmitglied der „Scuola Filosofica di Trieste“.

Pierangelo Di Vittorio. Nach seinem Philosophiestudium arbeitete er in den Diensten für psychische Gesundheit in Triest, bevor er sein Studium in Straßburg bei Philippe Lacoue-Labarthe fortsetzte. Er gehört zu den Gründern des Forschungs- und Künstlerkollektivs Action30 und von transverberA – Künstlerische Praktiken zur Förderung sozialer Bindungen. Er ist Mitglied der Redaktion der Zeitschrift „aut aut“. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehört: Foucault e BasagliaL’incontro tra genealogie e movimenti di base (Verona 1999).

Mario Colucci und Pierangelo di Vittorio haben die erste Monografie über Franco Basaglia (2001) herausgegeben, letztes Jahr neu aufgelegt (Franco Basaglia. Pensiero, pratiche, politica, Meltemi, 2024). In ihrem neuesten Buch reflektieren sie über den aktuellen Stand der Rezeption von Basaglias Ideen und die Aktualität seines Denkens (Franco Basaglia. Ein Intellektueller der Praxis, Feltrinelli, 2024).

Thomas Becker ist ein deutscher Psychiater und Wissenschaftler von internationalem Ruf. Er ist bekannt für seinen Beitrag zur psychiatrischen Versorgungsforschung in Europa und für sein Engagement in der Sozialpsychiatrie. Derzeit ist er Seniorprofessor an der Universität Leipzig

Gudrun Weissenborn, Projektleitung im Landesverband der Angehörigen psychisch
erkrankter Menschen Berlin e.V., Dipl. Rehabilitationspädagogin, Autorin und Projektleitung
der Recoveryseminare für Angehörige sowie der Qualifizierung Angehöriger zu Peer-
Berater:innen, Beisitzerin im Vorstand der Aktion psychisch Kranke e.V.

Jörg Utschakowski arbeitete als Sozialarbeiter bevor er die Leitung des Forschungs- und Fortbildungsinstituts FOKUS – der Initiative zur sozialen Rehabilitation in Bremen übernahm. Er war Leiter und Organisator des EU-Projekts EX-IN in Deutschland. Derzeit ist er als Psychiatriereferent bei der Senatsverwaltung für Gesundheit in Bremen tätig.

Kirsten Maria Düsberg arbeitete nach dem Soziologiestudium in Berlin in den Diensten der psychischen Gesundheit und sozialen Kooperativen in Udine. Heute realisiert sie grenzüberschreitend Projekte zur Geschichte der Psychiatriereformen sowie zur Inklusion, Teilhabe und Weiterbildung von Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung.  

Moderation: Luciana Degano Kieser, Psychiaterin, ehemalige Landesbeauftragte des Landes Berlin, langjährige berufliche Erfahrung in Italien und Deutschland. Gemeinsam mit Kirsten Düsberg und Jörg Utschakowski ist sie Herausgeberin des Buches „Basaglia. Radikales Denken, optimistisches Handeln“ (Psychiatrie Verlag, 2024).

(Im Rahmen der Veranstaltung wird das neu erschienene Buch vorgestellt und zum Kauf angeboten).

Die Veranstaltung ist kostenfrei; eine Anmeldung über Eventbrite ist erforderlich.

Leute mit eingeschränkter Mobilität können sich unter folgender Adresse anmelden: antwort.iicberlino@esteri.it an.

Simultanübersetzung; IT/DE – DE/IT

Kurator:in: Luciana Degano Kieser

Organisation: Artemisia e.V., Salutare e.V. in Zusammenarbeit mit Psychiatrie Verlag

Finanziert durch: Italienische Kulturinstitut – PMG GmbH /FAW

Buffet:  Comites Berlin-Brandenburg und  Salutare e.V.

Schirmherrschaft: Comites Berlino-Brandeburgo – A Livraria-MondoLibro

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